Das lange á klingt wie das deutsche
Vater: má
"Hand", nárë "Flamme",
quáco "Krähe". Das kurze
a - der weitaus häufigste Vokal des
Quenya - ist laut Tolkien "offener" als das lange. Als Beispiel
mögen Ast, Wache
dienen (versuchen Sie, das kurze a
möglichst "hell" und kurz zu sprechen). In einer sehr frühen
Quelle führte Tolkien aus, dass das "Qenya", wie im Englischen,
ein finales -a in einen Schwa umwandle.
Es gibt jedoch keinen Hinweis darauf, dass diese Version Jahrzehnte später,
als der HdR geschrieben wurde, noch ihre Gültigkeit bewahrt hatte. In
dieser frühen Quelle wird sogar erwähnt, dass nur ein wichtiger
Dialekt des "Qenya" das finale -a
nicht aufweiche. Sprecher des Quenya sollten also darauf achten, ein kurzes
a in finaler Position nicht zu einem
"Schwa" verkommen zu lassen. Es ist wichtig, ein volles a
in allen Positionen zu sprechen. So sollten beide Vokale in Anna
absolut gleich klingen!
Das lange é hat den Klang des deutschen
eh wie in reden.
Tolkien schrieb, dass das lange é
geschlossener als das kurze sein solle (also eher in Richtung i
als in Richtung ä;
siehe HdR Anhang E). Quenya-Beispiele: nén
"Wasser", ré "Tag",
ména Region".
Das kurze e kann ausgesprochen
werden wie Ende. Im
Quenya tritt dieser Laut auch am Wortende auf. Da das finale e
in der englischen Rechtschreibung oft lautlos ist (d.h. nicht ausgesprochen
wird, wie z.B. in name, take),
gebrauchte Tolkien oft die Schreibweise ë
an dieser Position – und das werden wir in diesem Kurs auch machen.
Quenya-Wörter: lómë "Nacht",
morë "schwarz", tinwë
"funkeln".
Das lange í wird wie in Biene
ausgesprochen. Das Quenya-Wort sí
"jetzt, nun" ist ein ähnlicher Laut, ebenso wie nís
"Frau" und ríma "Kante".
Dieses lange í muss hörbar länger
sein als das kurze, das wie Nick
klingt: titta "winzig",
imbë "zwischen", vinya
"neu". Spätere Aufzeichnungen deuten an, dass die Qualität
des Vokalklangs dem langen i in Biene
entspricht – beginnen Sie mit diesem Laut und verkürzen Sie ihn. Wie bei
allen Vokalen muss die Aussprache an allen Positionen (also auch
am Wortende) identisch sein.
Das lange ó
entspricht in etwa dem deutschen o wie in Rom.
Einige Wörter: mól "Sklave",
tó "Wolle", óma
"Stimme". Das kurze o
kann wie in Bonn ausgesprochen
werden: rondo "Höhle", olos
"Traum", tolto "acht".
Es darf niemals zu einem Schwa reduziert werden; seien Sie besonders aufmerksam
bei Endungen auf -on (oft bei männlichen
Namen oder als Pluralform des Genitiv; siehe spätere Lektionen). anhören
Das lange ú klingt wie in Wut,
Brut: Númen
"Westen", yúyo "beide".
Das kurze u muss deutlich kürzer als
das lange klingen, ähnlich dem deutschen kaputt.
Im Idealfall sollte es allerdings ein bisschen "gerundeter"
sein als in kaputt; es sollte einfach eine kürzere Version des
langen ú sein: cundu
"Prinz", nuru "Tod",
ulundo "Monster".
Der Diphthong iu ist eine schnelle Aufeinanderfolge
der Vokale i und u,
ähnlich dem englischen yule. Dies stimmt mit der typischen Aussprache
des Quenya im Dritten Zeitalter überein. Tolkien schrieb, dieser Diphthong
sei ursprünglich ein "fallender" gewesen, mit der Betonung eher
auf dem ersten als auf dem zweiten Vokal (HdR Anhang E). Jedoch sei die
Aussprache des Dritten Zeitalters genauso "gültig", auch innerhalb
des Mythos, und für uns ist sie einfacher zu erlernen. Dieser Diphthong
ist auf jeden Fall sehr selten; in den Etymologies sind nur
eine Handvoll Wörter belegt: miulë "jaulend,
miauend", piuta "spucken",
siulë "Beweggrund" und die
Gruppe tiuca "dick", tiuco
"Schenkel" and tiuya- "anschwellen,
dick werden" – ein paar weitere Beispiele für iu
können noch in Tolkiens frühem "Qenya"- Material gefunden werden.
Der Diphthong oi wird gemäß seinem Schriftbild
ausgesprochen, entspricht also dem deutschen eu in heute:
coirëa "lebendig", soica
"durstig", oira "ewig".
Alle anderen Vokalgruppen sind keine Diphthongs, sondern einfach
Vokale, die zu unterschiedlichen Silben gehören, und daher auch getrennt
ausgesprochen werden. In linguistischen Begriffen gesprochen sagt man von
Vokalen, die direkt aufeinander folgen ohne dabei Diphthongs zu bilden,
sie befänden sich im Hiatus. Das primitive Elbisch besitzt offensichtlich
keine solche Kombinationen, zumindest nicht in der Wortmitte: Tolkien lässt
Fëanor schlussfolgern, dass "our fathers...in building words took the
vowels and parted them with the consonants as walls" (VT39:10). Einige
Konsonanten gingen im Quenya jedoch verloren, so dass ursprünglich "getrennte"
Vokale in direkten Kontakt miteinander kamen (VT39:6). Im Quenya gibt es
sogar mehrsilbige Wörter, die ausschließlich aus Vokalen bestehen, zum Beispiel
Eä (ein Name des Universums) oder oa
("fort, weg"). Die häufigsten sich im Hiatus befindlichen Vokalkombinationen
sind ea, eo,
ie, io,
oa; jeder Vokal sollte "für sich"
ausgesprochen werden. Tolkien betonte diesen Sachverhalt oft durch das Hinzufügen
einer Diaresis (waagerechter Doppelpunkt) über dem betreffenden Vokal.
Wir werden in diesem Kurs ebenfalls durchgängig davon Gebrauch machen: ëa
(Eä), ëo
(Eö), oë.
Bei der Kombination ie verzichten wir
jedoch darauf (ausgenommen am Wortende), ebenso beim oa.
Da Tolkien in manchen Manuskripten jedoch auch ië
und öa anführte, müssen die Vokale ebenfalls
getrennt gesprochen werden. Beachten Sie, dass das ö in öa
ein reines o bleiben muss, und nicht zum Umlaut ö wie in Hören
wird. In Übereinstimmung damit schreibt Christopher Tolkien in seiner Note
on Pronounciation im Anhang des Silmarillions, dass der Name
Nienna Ni-enna ausgesprochen
werden muss, und nicht Ninna mit langem i. Einige Beispiele:
fëa "Seele", lëo
"Schatten, Schattierung", loëndë
"Jahr-Mitte" (der mittlere Tag des Jahres laut Elbischem Kalender),
coa "Haus".
C wird immer wie k
ausgesprochen, und niemals wie s oder
z; celma
"Kanal" oder cirya "Schiff"
dürfen nicht wie selma oder gar zelma klingen. (Dies gilt
ebenfalls für das Sindarin: Wenn in der von Rankin/Bass animierten [englischen]
Filmversion des HdR Celeborn wie
"Seleborn" ausgesprochen wird, wird klar, dass es die Filmemacher
niemals bis zum Anhang E geschafft haben. Glücklicherweise wurde dieser
Fehler von Peter Jackson nicht wiederholt.)
In den Gruppen hw, hy,
hl, hr
wird der Buchstabe h nicht separat
gesprochen. Es sind lediglich Digraphe, die einen einzelnen Konsonanten
umschreiben:
Was wie hl, hr
geschrieben wird, war ursprünglich ein stimmloses l,
r. Das bedeutet, dass diese Laute ohne
Vibration der Stimmlippen produziert wurden, was in einer "gehauchten"
Version der normalen l, r
resultierte. (Wenn Sie es schaffen, das l in Platz
zu isolieren, werden Sie ein stimmloses l
erhalten – wenngleich es in diesem Fall nur "unbeabsichtigt" stimmlos
ist aufgrund des vorhergehenden, stimmlosen Explosivlauts p.
Im Deutschen existiert kein stimmloses l
wie im ursprünglichen Quenya.) Im Quenya sind diese Laute eher rar; einige
Beispiele wären hrívë "Winter"
und hlócë "Schlange, Drache".
Jedoch berichtete Tolkien, dass zum Zeitpunkt des Dritten Zeitalters hr
und hl zu den normalen, stimmhaften
r, l
wurden. Die Schreibweise wurde jedoch offensichtlich beibehalten.
Was hw geschrieben wird, entspricht
dem Englischen wh in Dialekten, die wh und w hörbar
unterscheiden (z.B. sind witch und which zwei hörbar unterschiedliche
Wörter – amerikanisches und nordbritisches Englisch halten diese Trennung
aufrecht, in der British Received Pronunciation wurde sie fallengelassen).
Nehmen Sie einfach an, hw sei eine (weiche)
Version des Lautes, den Sie produzieren wenn Sie eine Kerze auspusten. Hw
ist kein häufiger Laut im Quenya; hier folgt die vermutlich vollständige
Liste aller Wörter, bei denen er auftritt: hwan
"Schwamm, Fungus", hwarin
"krumm, unehrlich", hwarma
"Riegel, Querholz", hwermë
"Zeichen(Gesten-)Code", hwesta
"Brise, Hauch, leichter Windstoß" (auch als Verb: hwesta-
"blasen, pusten"), hwindë
"Strudel, Wirbel".
Das notierte hy klingt wie das deutsche
ch in ich. Im HdR-Anhang
E schrieb Tolkien, dass hy dasselbe
Verhältnis zu y besitzt wie hw
(s.o.) zu w: das eine ist stimmlos,
das andere stimmhaft. Beispiele: hyarmen
"Süden", hyalma "Muschel,
spiralförmige Schnecke", hyellë
"Glas". Anscheinend tritt hy
vorwiegend am Wortanfang auf; ahya-
"(ver)ändern, wechseln" ist zur Zeit das einzige anderslautende
Beispiel. Jedoch: das h in der Kombination
ht wird nach bestimmten Vokalen ebenso
wie hy ausgsprochen (siehe weiter unten).
– Im HdR-Anhang E führte Tolkien aus, dass Sprecher des Westron (die "Originalsprache"
des Roten Buchs, die Tolkien ins Englische "übersetzte") den Laut
hy oft durch sch ersetzten.
Sprecher, die sich nicht um phonologische Details kümmern, können natürlich
dasselbe tun, und ein Wort wie hyalma
in "schalma" abändern. Dies wäre eine Aussprache, die auch innerhalb
Mittelerdes vorkommt, obwohl es nicht die richtige elbische wäre
(und es scheint besser, auf letztere hinzuarbeiten!) Ich schätze jedoch,
viele Sprecher des Englischen würden kaum einen Unterschied erkennen.
Außerhalb der Gruppen hw, hy,
hl, hr
repräsentiert der Buchstabe h einen
unabhängigen Laut, wird aber an unterschiedlichen Positionen verschieden
ausgesprochen. Es scheint, dass das Quenya-h
ursprünglich (jedenfalls dann, wenn es vom primitiven Elbischen kh
stammt) wie das deutsche h in hoch
gesprochen wurde. Zu Fëanors Zeit klang es scheinbar wie ch in Bach.
In der Lautschrift wird dies mittels [x] notiert. Später wurde dieses [x]
am Wortanfang weicher und entwickelte sich zum deutschen h.
Tolkien unterrichtet uns im HdR-Anhang E, dass der Tengwar-Buchstabe für
[x] ursprünglich harma genannt wurde;
er hieß im Tengwar so, weil das initiale h
des Worts ein Beispiel für den Laut des Buchstabens [x] war. Aber als das
[x] an dieser Position sich zum (deutsch gesprochenen) h
wandelte, wurde der Tengwa-Buchstabe neu benannt: aha,
denn in der Wortmitte wurde [x] nicht weich. Nach diesen komplizierten Verwicklungen
können wir nun folgende Regeln ableiten: am Wortanfang (vor einem
Vokal) wird h wie ein normales deutsches
h ausgesprochen. In der Mitte von Worten klingt h
wie ein [x] (Bach); gleiches
gilt für ein h zwischen Vokalen (aha
"Zorn") und vor dem Konsonant t
in Wörtern wie pahta "geschlossen",
ohta "Krieg".
Das l des Quenya klingt mehr oder weniger
wie das deutsche l. – Perfektionisten können ein Detail beachten:
In Letters:425 erwähnte Tolkien das l
unter den "Dentalen"; dies sind Laute, die mit der Zungenspitze
an den oberen Schneidezähnen produziert werden. Das Deutsche benutzt hingegen
üblicherweise ein alveolares l:
ein Laut, bei dem die Zungenspitze weiter hinten und höher als die Zähne
liegt (und diese auch nicht berührt). Dies "verdunkelt" das l
etwas. Beim Sprechen des Quenya-l sollte
man darauf achten, mit der Zungenspitze die Zähne zu berühren.
Das Quenya-n klingt wie das deutsche.
Ursprünglich ist es die ganze Zeit über ein n
gewesen, aber in einigen Fällen steht es für das ältere ng,
wie im deutschen Ding (Sie merken, dass das g
nicht hörbar ist, trotz der Schreibweise). Im Gegensatz zum Deutschen kann
das Quenya diesen Laut auch am Anfang des Wortes haben. Wie in der Besprechung
der Rechtschreibung angedeutet, gebrauchte Tolkien manchmal den Buchstaben
ñ, um das ältere ng
zu notieren, zum Beispiel in Ñoldor.
In einem seiner Briefen fügt er als Fußnote das Wort Noldor
(so geschrieben) ein und informiert den Leser, dass das initiale N
"ng" wie in "Ding" ausgesprochen werden solle (Letters:176).
Dies wäre jedenfalls die "altertümliche" Aussprache; Sprecher
des Quenya zu Frodos Zeiten würden schlicht Noldor
sagen: HdR-Anhang E zeigt deutlich auf, dass bis zum Zeitpunkt des Dritten
Zeitalters das initiale ñ zu einem normalen
n geworden ist. Daher wird der elbische
Buchstabe ñ als n übertragen.
Wir haben diese Vorgehensweise hier übernommen, so dass der Buchstabe n
in nahezu allen Fällen das normale deutsche n
repräsentiert, ungeachtet seiner phonologischen Vorgeschichte im Quenya.
Ich sage "in nahezu allen Fällen", da dieses n
immer noch wie ñ ausgesprochen wird,
wenn es vor c (= k),
g und qu
steht. Dies stellt kein großes Problem dar, da es für Sprecher des Deutschen
natürlich ist und dort ebenfalls so gehandhabt wird. In einem Wort wie anca
"Kiefer" wird der Cluster nc
daher gesprochen wie das nk in Tank,
und im Wort anga "Eisen"sollte
das ng wie in Dinge
klingen. Beachten Sie jedoch, dass bei einem ng
in der Wortmitte das g stets hörbar
ausgesprochen werden muss (dies gilt ebenso für die Gruppe ngw,
wie in tengwa "Buchstabe").
Es ist NICHT nur das einfache, oben beschriebene ñ, das "ng"
des deutschen Ding ohne hörbares g!
Das Quenya-r steht für ein gerolltes
r in allen Positionen; der Klang verliert sich nicht vor Konsonanten
(wie in Garten, s.o.; HdR-Anhang
E). Das r soll mit der Zunge gerollt
werden, wie im Spanischen, Italienischen, Russischen etc. Bestimmte Feinheiten
des Tengwar- Alphabeths deuten an, dass im Quenya das r
unmittelbar vor Konsonanten und am Ende des Worts etwas weicher gesprochen
wird. Nichtsdestotrotz sollte es sauber gerollt werden und absolut hörbar
bleiben, selbst in diesen Positionen: parma
"Buch", erdë "Saat, Samen",
tasar "Weide(nbaum)", Eldar
"Elben". Der Vokal vor dem r
soll nicht verlängert oder sonst wie beeinflusst werden. Das uvulare
r im Deutschen und Französischen muss
im Quenya ganz vermieden werden, da Anhang E des HdR schreibt, diesen Laut
fänden die Elben scheußlich (es wird sogar angenommen, dass dies die
orkische Aussprache des r sei!).
Der Konsonant s muss immer stimmlos
sein, wie in ist, was
(HdR-Anhang E). Im Deutschen wird das s
oft zum stimmhaften s, ganz besonders
vor Vokalen (Sage, so);
und nicht selten verwandelt es sich sogar in sch (Speer,
Stolz) – dies alles darf beim Quenya
nicht vorkommen. Beim Aussprechen des Quenya sollte man folglich sehr vorsichtig
darauf achten, das s stets stimmlos
zu halten: Isildur, asar
"Fest", olos "Traum",
nausë "Vorstellung, Imagination".
Das Exil-Quenya des Dritten Zeitalters besitzt überhaupt kein stimmhaftes
s. (Tolkien stellte sich vor, dass das
stimmhafte s in einem früheren Stadium
durchaus vorhanden war, aber später in ein r
überging. Zum Beispiel zeigt UT:396 an, dass der Plural von olos
"Traum" zu einem frühen Zeitpunkt olozi
lautete, aber später zu olori wurde.)
Wenn es zwischen Vokalen auftritt, repräsentiert ein s
oft den Laut þ (mehr oder weniger das
th im Englischen think);
die oben genannten Wörter asar und nausë
stehen für das ältere aþar bzw. nauþë,
und werden in der Rechtschreibung des Tengwar auch so notiert.
Zu v und w:
Wir müssen annehmen, dass diese beiden Buchstaben wie im Englischen ausgesprochen
werden. Das bedeutet, das v entspricht
immer dem normalen deutschen w; es wird
an keiner Stelle des Worts zum f wie in brav.
Das w entspricht seinem englischen Pendant
(weather, willow).
Das initiale (anfängliche) nw jedoch
ist keinesfalls n + w,
sondern ein sogenannter Labiallaut; siehe weiter unten). Dennoch
gibt es einige unklare Punkte. HdR- Anhang E scheint darauf hinzuweisen,
dass im Dritten Zeitalter das initiale w
wie ein deutsches w klingt: es wird gesagt, der Name des Tengwar-Buchstaben
vilya habe früher wilya
gelautet. Entsprechend zeigte Tolkien auf, dass das Wort véra
("persönlich, privat, eigen") im sogenannten "Alten Quenya"
wéra lautete (PM:340). In den Etymologies
sind die Angaben dagegen etwas abweichend. Die meisten Angaben lassen
jedoch darauf schließen, dass am Wortanfang w-
wie sein deutsches Äquivalent w ausgesprochen wird (jedenfalls zum
Zeitpunkt des Dritten Zeitalters); wo Tolkien eine Form doppelt sowohl mit
w- als auch mit v-
auflistete, muss die erstere offensichtlich als die archaischere betrachtet
werden. Ich habe die Buchstabenwahl zwar nicht in Regeln gefasst, doch wo
Tolkien selbst eine Form auf v-
eher als eine auf w- (sei es als alleinstehende
Form oder als Alternative zu w-) auflistete
oder benutzte, werde ich in diesem Kurs die v-Form
benutzen. (Dies gilt auch für vilin!)
Es ist jedoch denkbar, dass laut Aussprache des Dritten Zeitalters alle
initialen ws wie das deutsche
w klingen; die ursprüngliche Unterscheidung zwischen initialem v
und w wäre in der gesprochenen Sprache
verloren gegangen. Es ist nicht ganz klar, was Tolkien meinte: ob diese
Unterscheidung in der Tengwar-Rechtschreibung aufrechterhalten wurde oder
nicht. - Anders als am Beginn eines Worts wird die Unterscheidung zwischen
v und w
im Quenya des Dritten Zeitalters aufrecht erhalten. Im Fall der Gruppen
lw und lv
kann die Unterscheidung sogar durch eine Veränderung in der Aussprache der
Gruppe lv betont werden: "Für lv,
nicht für lw, gebrauchten viele Sprecher, besonders Elben, lb"
(HdR- Anhang E). Folglich wurde ein Wort wie elvëa
"sterngleich, -artig" oft "elbëa" ausgesprochen, und
möglicherweise auch so in der Tengwar-Schrift notiert. Obwohl häufig auftretend,
scheint dies dennoch keine "Standard-Aussprache" zu sein, und
die Rechtschreibung Tolkiens zeigt gewöhnlich die Aussprache "lv"
an. Zum Beispiel celvar (oder "kelvar",
"Tiere") und nicht celbar
in den Reden Yavannas und Manwës im Silmarillion, 2. Kapitel. In
PM:340 nannte Tolkien das Wort für "Ast" jedoch eher olba
denn olva.
Der Buchstabe y wird ausschließlich
als Konsonant gebraucht, niemals als Vokal i oder gar Umlaut ü.
Er entspricht dem deutschen j wie in Jahre,
jeder: Tolkien betonte dies als
eine der wenigen Abweichungen des Quenya von der lateinischen Schreibweise
(Letters:176). Der Vokal y, wie
im deutschen ü oder französischen "u" in lune,
existiert im Quenya nicht (ist jedoch im Sindarin anzutreffen).
Die Lösung scheint in der Vermutung zu liegen, dass "Kombinationen" wie ny in nyarna tatsächlich einzelne Basiskonsonanten sind: ny ist nicht der Cluster n + y, sondern derselbe einzelne Laut, der im spanischen Alphabet als "ñ" aufgeführt ist – wie in señor. Natürlich, dies klingt ähnlich wie "senjor", aber "ñ" ist in Wirklichkeit ein einzelner Konsonant. Dieses "ñ" ist die palatalisierte Version des n, ein n, das in Richtung y "getrübt" wird. Das Deutsche besitzt ebenfalls einen palatalisierten Konsonanten, ausgedrückt durch die drei Buchstaben "sch" (die natürlich keinen Cluster s + c + h repräsentieren); dies kann man als palatalisiertes s bezeichnen. Beim aufmerksamen Vergleich der Artikulation von s und sch kann man wahrnehmen, wie der Palatalisierungs-Vorgang im eigenen Mund stattfindet: Ein Konsonant wird palatalisiert, indem man den Zungenrücken zur Decke der Mundhöhle wölbt (englisch: palate = Gaumen). Das Verhältnis von s zu sch entspricht dem von n zum ny des Quenya (oder dem spanischen "ñ").
Neben ny besitzt das Quenya die palatalisierten
Konsonanten ty, ly,
ry (z.B. in tyalië
"Spiel", alya "reich",
verya "kühn, mutig"); sie
sind die palatalisierten Gegenstücke zu t,
l, r. In Bezug
auf ty schrieb Tolkien, es könne wie
das "t" im englischen tune ausgesprochen werden (siehe
zum Beispiel SD:418-419 - es muss angemerkt werden, dass er an Dialekte
dachte, bei denen dies als "tyoon" gesprochen wird; dies trifft
nicht auf das amerikanische Englisch zu). Für uns mag als Beispiel
"tj" in tjuhn dienen (wie das englische Wort tune
in deutscher Lautschrift aussähe). In Gondor sprachen manche Menschen das
Quenya-ty wie tsch aus (Quatsch),
aber dies ist nicht die korrekte elbische Aussprache. Was den Konsonanten
ly betrifft, besitzt er Ähnlichkeit
mit dem "lh" im portugiesischen olho
("Auge"). Im Anhang E des HdR notierte Tolkien, das (so geschriebene)
l solle "bis zu einem gewissen
Grad ‚palatalisiert’ sein zwischen e, i und einem Konsonanten, oder
final nach e, i". Die Wendung "bis zu einem gewissen Grad"
legt nahe, dass wir keine "volle" Palatalisierung des l
in diesen Positionen anbringen sollen (dies wäre als ny
notiert), sondern in Wörtern wie Eldar
"Elben" oder amil "Mutter"
nur eine winzige Andeutung desselben.
Neben den palatalisierten haben wir auch labialisierte Konsonanten:
nw, gw
und qu (= cw).
Die sind nicht die Cluster n + w,
g + w,
c + w.
Vielmehr repräsentieren sie w, g,
c (k),
gesprochen mit gespitzten Lippen. Dies entspräche im Klang etwa dem
englischen w in water:
Durch das Zuspitzen der Lippen wird der Konsonant "labialisiert"
(aus dem Lateinischen Wort für "Lippe"). Eine behelfsmäßige deutsche
Lautnachahmung des englischen "water" wäre uota
(mit offenem o!). Das Quenya-qu kann sicherlich wie das englische
queen gesprochen werden (deutsche Umschreibung: kuiehn, sehr
behelfsmäßig!), aber im Idealfall verschmelzen k
und (englisches) w zu einem einzigen
Laut. Nw und gw
repräsentieren entsprechend die "verschmolzenen" Versionen von
n/w, g/w.
- Es sei erwähnt, dass nw nur am Wortanfang
ein einzelner, labialisierter Konsonant ist; an dieser Stelle steht es für
das ältere ngw (vgl. was Tolkien auch
als "ñw" notieren könnte, indem er das "ñ" für ng
wie in Ding benutzte). In der
Wortmitte, z.B. bei vanwa "fort,
verloren", ist nw tatsächlich nur
ein Cluster von n + w,
und wird in der Tengwar-Schreibung auch so notiert. Die labialisierten Konsonanten
qu und gw
treten jedoch auch in der Mitte von Worten auf. Gw
tritt sogar nur in dieser Position auf, und zwar immer in der Kombination
ngw (nicht "ñw" sondern "ñgw",
immer noch das "ñ" wie Tolkien gebrauchend): ): lingwë
"Fisch", nangwa "Kiefer
(anatomisch)", sungwa "Trinkgefäß".